Am 28. November informierte der Bürgerdialog Stromnetz gemeinsam mit dem Leistungszentrum InSignA und dessen Partner, dem Fraunhofer IOSB-AST, über den Stromnetzausbau und eine nachhaltige Energieversorgung in Thüringen.
Um die Energiewende in Deutschland erfolgreich zu meistern, müssen neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch die Stromnetze auf den unterschiedlichen Spannungsebenen fit gemacht werden – auch in Thüringen.
Vor diesem Hintergrund veranstalteten der Bürgerdialog Stromnetz und das Leistungszentrum InSignA vertreten durch dessen Mitglied das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) am Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) eine Bürgerinformationsveranstaltung in Ilmenau. Bei der Veranstaltung im Fraunhofer IOSB-AST erläuterten ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis Ansätze zur regionalen Energiewende, zur Digitalisierung und zum Netzausbau in Thüringen unter Einbezug von Systemanalysen, Energiedatenerfassung und -management.
Einblick in Thüringens Energiewende und Netzausbau
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr.-Ing. Peter Bretschneider vom Fraunhofer IOSB-AST, Dr.-Ing. Peter Hauschild vom Leistungszentrum InSignA und Julia Eckardt vom Bürgerdialog Stromnetz, startete die Veranstaltung mit kurzen Impulsvorträgen der beteiligten ExpertInnen: Dr. Matthias Sturm von der TEAG Thüringer Energie AG sprach über die Ansätze zur regionalen Energiewende und Systemanalysen im Bereich erneuerbarer Energien. Er erklärte: „Derzeit verzeichnen wir eine etwa fünffache Zunahme von Anfragen im Bereich neuer PV-Anlagen im Vergleich zu 2021. Deshalb besteht trotz fortschreitender Digitalisierung auf allen Netzebenen ein Bedarf für den Ausbau, damit wir in Thüringen auch weiter von einem gut verzweigten und vermaschten Netzwerk profitieren können.“
Johannes Anzeneder von der Siemens AG erläuterte die Umsetzung des Konzepts „Smart City” und die künftige Rolle integrierter Messtechnik zur Erfassung der Energieverteilung: „Der Ausbau des Netzes muss nachhaltig gestaltet werden, was bedeutet, dass die eingesetzten Materialien ressourcenschonend eingesetzt werden müssen. Gleichzeitig ermöglicht die Entwicklung hin zu einer smarten und nachhaltigen Infrastruktur viele neue und spannende Möglichkeiten.“
Ulf Klose von verbrauch.digital kam außerdem auf die Hindernisse und Möglichkeiten bei der Energiedatenerfassung zu sprechen. Er betonte: „Um die Akzeptanz neuer Technologien in Deutschland zu fördern, ist ein offener Dialog unerlässlich. Hierbei spielt auch der Bürgerdialog eine entscheidende Rolle.“ Zuletzt präsentierten Prof. Dr.-Ing. Peter Bretschneider und Sebastian Flemming vom Fraunhofer IOSB-AST Ergebnisse aus der eigenen Forschungspraxis zum Thema Quartiers-Energie-Management und Vor-Ort-Energiesysteme. Letztere integrieren lokale erneuerbare Energien-Anlagen und lokale Verbraucher und schaffen somit örtliche Synergieeffekte.
Podiumsdiskussion zu Energieeinsatzoptimierung und Energieversorgungsinfrastruktur
Im Anschluss hatten die rund 45 TeilnehmerInnen die Möglichkeit, im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit den ReferentInnen und Herrn Christian Diez, Prokurist / Technischer Leiter der Stadtwerke Ilmenau GmbH, zu diskutieren. Dabei standen insbesondere auch die Energieeinsatzoptimierung und die Energieversorgungsinfrastruktur in Thüringen im Fokus.
Neben den ambitionierten zeitlichen Zielsetzungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien und des Netzausbaus spielten zudem Flexibilisierungsansätze eine vordergründige Rolle in der Diskussion. Neuartige Messtechnik zur intelligenten, digitalen Steuerung stellten sich als Schlüsselfaktor heraus, um künftig mehr Transparenz im Netz sowie Flexibilisierungsmechanismen der Nachfrage in Haushalten und Unternehmen zu ermöglichen. Auch kamen Fragen zur Finanzierung von Erzeugern, Betreibermodellen, möglichen Strompreiszonen und flexiblen Stromtarifen in Hinblick auf einen sich verändernden Energiemarkt auf.
Insgesamt steht Thüringen vor komplexen Herausforderungen, die nur durch eine kooperative Zusammenarbeit aller Akteure bewältigt werden können. Modelle der Bürgerbeteiligung und des Dialogs stellten sich als zentral heraus, um das Gelingen der Energiewende auch auf Seiten der VerbraucherInnen sicherzustellen.
Diskutiert wurden auch der nötige Investitionsbedarf für den Strom- und Gasnetzausbau in Thüringen und die einhergehenden Herausforderungen in der Umsetzung. Die damit verbundenen Aufgaben erfordern eine effiziente und, wo möglich, digitale Abwicklung sowie den Abbau von Bürokratie und Beschleunigung in den Genehmigungsverfahren.
Julia Eckardt, Regionale Ansprechpartnerin beim Bürgerdialog Stromnetz freut sich über eine gelungene Veranstaltung. Sie sagt: „Zusätzlich zum Netzausbau spielen Digitalisierung und intelligente, integrierte Messtechnik in der Energiewende eine zunehmend große Rolle, um Transparenz in die Netze, aber auch Verbräuche zu bekommen. Ich freue mich, dass wir einen guten Einblick in den Stand der Technik aus Sicht der Wissenschaft und Praxis bekommen konnten.” Ein Laborrundgang durch das Energiemarktlabor (Quartiers-Energie-Management) und das IT-Sicherheitslabor des Fraunhofer-Institutes rundeten die Veranstaltung ab.